USA Roadtrip 2022
„Bye babe, stay safe!“
An einem Montag, mitten im Mai, haben wir uns auf den Weg für eine insgesamt neunwöchige Reise in die USA gemacht. Schon lange haben wir einen ausgedehnten Roadtrip durch die USA am Schirm und unsere Elternkarenz anlässlich der Geburt unserer Tochter war ein hervorragender Anlass, dieses Vorhaben nun endlich umzusetzen.
Ursprünglich schwebte uns eine Reise von Ost nach West vor – der Klassiker unter den USA-Roadtrips. Allerdings waren wir bereits im Jahr 2015 in den USA und damals haben es uns vor allem die Wüstenlandschaften angetan. Insbesondere der Joshua Tree National Park hat uns tief beeindruckt. Daher wollen wir uns vor allem auf den Südwesten und Westen des Landes konzentrieren.
Die Eindrücke und Erlebnisse zu unserem Roadtrip durch die USA 2022 werden wir in Form von Blogs festhalten. Heute gibt es den ersten Teil unseres Reiseberichts. Folge uns gerne auch auf Instagram und Facebook, um immer auf dem Laufenden zu bleiben, wo wir uns gerade herumtreiben!
INHALTSVERZEICHNIS
Los gehts!
Am 16. Mai ist es soweit, endlich kann es losgehen! Die Aufregung steigt kurz vor der Abreise, wir sind beide zuletzt im Jahr 2019 in die Ferne geflogen, damals nach Zentralamerika für eine Reise durch Costa Rica, Guatemala, Belize und Mexiko. Ein wunderbarer Trip mit einem entspannten Ausklang auf der Isla Holbox in Mexiko.
Unseren USA-Trip wollen wir nun in Las Vegas starten. In einigen Gegenden des Südwestens ist es im Mai bereits tagsüber richtig heiß und die Temperaturen steigen zum Sommer hin weiter an. Daher sollen die heißeren Gegenden des Landes zuerst angesteuert werden und später die etwas kühleren und höher gelegenen Orte. Wir beide sind klassische Sommertypen und können mit Hitze gut umgehen. Aber für unsere Tochter wollen wir die Route im Hinblick auf die Temperaturen möglichst optimieren.
Von Wien aus geht es zunächst zum Stopover nach Zürich und von dort aus schließlich mit einem elfstündigen Flug weiter nach Las Vegas. Die größte Frage, die uns zu diesem Zeitpunkt beschäftigt ist – wie wird unsere Tochter mit dem langen Flug zurecht kommen?
Kurz und knapp: beide Flüge verliefen total problemlos. Der lange Flug von Zürich nach Las Vegas war bei weitem nicht ausgebucht und wir konnten gleich zwei Vierer-Sitz-Reihen in Beschlag nehmen. Das Bordpersonal der Edelweiss Air war äußerst nett und hilfsbereit und haben sich immer wieder erkundigt, ob wir etwas benötigen und ob alles in Ordnung sei. Wir sind zum ersten Mal mit dieser Airline geflogen und es war wohl einer der angenehmsten Langstreckenflüge, die wir bisher hatten.
„Welcome to the United States!“
Nach einem relativ ruhigen und angenehmen Flug landen wir um etwa 16:30 Ortszeit in Las Vegas. Bei der Einreise werden wir überall sehr höflich behandelt und da wir mit Kind unterwegs sind teilweise auch vorgezogen. So müssen wir uns gar nicht mit den anderen Fluggästen in einer Schlange anstellen, sondern werden gleich direkt nach vorne gewunken.
Wir kennen das Prozedere bereits. Der Beamte der Homeland Security möchte üblicherweise wissen, was man vor hat, wie lange man bleiben möchte, ob man ein Rückflugticket hat und ob man ausreichende finanzielle Mittel für den Aufenthalt zur Verfügung hat.
Er wickelt das Prozedere sehr schnell mit uns ab, macht Fotos von uns und informiert sich noch besorgt, ob wir denn genügend Babynahrung mithätten, da es in Las Vegas aktuell einen Engpass gäbe, was uns noch am selben Abend in den Fernsehnachrichten bestätigt wurde. Wir werden mit einem höflichen „Welcome to the United States!“ verabschiedet.
Ihr Gepäck kommt später, vielleicht am Donnerstag…
Soweit so gut, wir sind angekommen! Weiter zur Gepäckausgabe. Die ersten Koffer kommen auf dem Förderband und es beginnt sich zu füllen. So viele Fluggäste waren doch gar nicht an Bord. Was solls, unsere Koffer kommen sicher noch…
Nach der gefühlt fünfzehnten Runde, die fremde Koffer vor unseren Augen am Gepäckförderband drehen, dämmert uns langsam, dass wir den Flughafen heute vermutlich nicht mehr mit unserem Gepäck verlassen werden. Und so ist es auch. Fünf arme und von der Anreise strapazierte Seelen – allesamt aus Wien angereist – schauen besorgt auf das Förderband. Zahlreiche Koffer drehen weiter ihre Runden, ohne dass sich jemand für sie interessiert. Aber von unserem Gepäck fehlt jede Spur.
Eine unserer Leidensgenossinen aus Wien kann es nicht fassen und hat Tränen in den Augen. Ihre Anreise gestaltete sich bereits im Vorfeld schwieriger als unsere. Sie ist nur für eine Woche mit ihrem Freund nach Las Vegas gekommen, um ein Festival zu besuchen. Ihre Medikamente hat sie, nichts Böses ahnend, einfach eingecheckt, anstatt sie im Handgepäck mitzuführen. Es sind zwar keine lebensnotwendigen Medikamente, aber immerhin solche für den täglichen Bedarf. Zudem hat sie sich mit ihrem Freund für diesen Trip extra Business-Class-Tickets gegönnt und sie fühlten sich durch einen Sitznachbarn offenbar sehr gestört, worüber sie sich während des Flugs schon beim Bordpersonal beschwert haben.
Es ist nachvollziehbar, dass es sehr ärgerlich sein würde, wenn sie ihr Gepäck unter Umständen erst eine halbe Woche später nachgeliefert bekommen würden, vor allem, wenn man insgesamt nur eine Woche hier verbringen will. Für uns ist dies jedoch nicht minder problematisch, da wir bereits am Donnerstag, also in drei Tagen, aus dem Hotel auschecken und unseren RV abholen, mit dem wir in den nächsten vier Wochen insgesamt vier Bundesstaaten im Südwesten bereisen wollen. Wenn uns das Gepäck bis dahin nicht erreichen sollte, dann hätten wir also ein Problem. Wir müssten länger in Las Vegas bleiben und könnten den RV erst später abholen können. Blöd, dass wir den halt schon im Vorfeld bezahlt haben.
Am Flughafen weiß die Angestellte, der wir von unserem Problem erzählen, zunächst nicht so recht, wie sie damit umgehen soll. Nach ein paar Absprachen mit Kollegen und ein bisschen Tippen im Computer kommt jedoch eine gute Nachricht – man weiß zumindest, wo unser Gepäck ist. Es ist in Zürich liegen geblieben. Die schlechte Nachricht – es soll erst mit dem nächsten Flieger derselben Airline am Donnerstag Zürich verlassen, also an jenem Tag, an dem wir eigentlich schon weiterreisen wollen.
Eine weitere Kollegin wird dazu geholt und haut ebenfalls ordentlich in die Computertasten. Schließlich kann eine andere Lösung gefunden werden. Das Gepäck soll in den Flieger einer anderen Airline verfrachtet werden und über Frankfurt den Weg nach Las Vegas finden, und zwar schon am nächsten Tag. Das klingt doch gut! Zumindest in der Theorie. Einerseits sind wird froh über diese Lösung, andererseits jedoch auch skeptisch, ob es tatsächlich so kommen wird.
Durch den Zoll müssen wir dennoch. Ein Hund interessiert sich für unser mageres Handgepäck. Wir haben noch Nüsse, Kekse, Obst und Brote mit veganem Käse bei uns. Das Obst müssen wir abgeben, zu den Broten erklärt sich die Beamtin „I’m vegan, too. Thanks for saving the animals!“, macht uns noch ein Kompliment zu den süßen Bäckchen unserer Tochter und entlässt uns. Das hebt die Stimmung etwas. Dennoch verlassen wir den Flughafen müde, genervt und etwas misstrauisch.
Amerikanische Höflichkeit
Schon am Flughafen wird uns die Höflichkeit der Amerikaner zuteil, die wir schon im Rahmen unserer ersten USA-Reise kennengelernt haben. Auf die hatten wir beinahe schon wieder vergessen. Bevor man weiß wie einem geschieht, ist man bereits mitten in ein Gespräch verwickelt, in dem Persönliches und Familiäres ausgetauscht wird, und zwar mit Menschen und Situationen von denen man das eigentlich nicht erwarten würde. Zu Hause wäre es unvorstellbar, dass eine Angestellte der Zollbehörde oder an der Kassa im Supermarkt einfach so beginnt, über ihre Kinder und Enkel zu erzählen und sich über dieses und jenes zu erkundigen, während sie ihrem Job nachgeht. Oder ein Kompliment macht, wozu auch immer. Diese Form des höflichen Smalltalks gehört hier offenbar einfach zum guten Ton. Es scheint zudem, als hätte beinahe jeder und jede hier Verwandte in Deutschland oder Österreich…
Diese Art der Höflichkeit wird häufig als oberflächlich abgetan. Das mag sie auch sein. Niemals würde ich mir aber von einer derart flüchtigen Bekanntschaft erwarten, dass Gespräche weiter in die Tiefe gehen würden, als nur an der Oberfläche zu bleiben. Für mich hätte das keinen Sinn. Wenn man mich beim Friseur fragt, ob ich schon meinen Sommerurlaub gebucht habe oder ob in der Arbeit viel zu tun ist, könnte ich mir gut vorstellen, dass die Intention hinter diesen Fragen ebenso eher auf Höflichkeit, als auf ehrlichem Interesse fußen. Es kostet schließlich nichts, höflich zu sein und das hat man hier offenbar verstanden. Zumindest ist das ein persönlicher Erklärungsansatz, der uns ganz gut gefällt.
„Bye babe, stay safe!“
Als wir in unserem Hotel in Las Vegas ankommen, machen wir uns auf dem Weg zum nächstgelegenen Convenience Store, um das Nötigste zu kaufen, das uns fehlt und wir heute noch bekommen können. Es ist schon spät, aber immerhin bekommen wir noch die nötigsten Hygieneprodukte, Zahnpasta, Zahnbürste, Duschgel etc. Ok, ein paar Snacks gehen auch noch mit. Nervennahrung zu überteuerten Preisen. Steuer kommt hier ja erst beim Bezahlen dazu. Mehr ist heute aber nicht mehr drin.
Besonders viel schlafen wir nicht in der ersten Nacht. Schließlich ist zu Hause auch schon die Nacht vorbei. Von Mitternacht bis etwa drei Uhr morgens sind wir allesamt wach. Es könnte schwierig werden, bis zum nächsten Abend durchzuhalten. Der Jetlag hat soeben begonnen.
Am nächsten Morgen gehe ich nochmals alleine in denselben Convenience Store, diesmal für kalte Getränke. Wir sind zwar müde und etwas mürrisch wegen unserem Gepäck. Aber wir wollen heute auf den Strip fahren. Diesmal steht eine Frau in gehobenem Alter im Geschäft an der Kassa. Als ich das Geschäft betrete, plaudert sie gerade angeregt mit einem älteren Mann. Sie verabschieden sich, als wären sie gute Freunde, wünschen sich gegenseitig Glück und fordern einander auf, auf sich acht zu geben.
Ich hole, was wir brauchen und lege ihr die Waren zum Bezahlen auf den Tresen. Sie begrüßt mich freundlich und macht die Rechnung. Ich bezahle und verabschiede mich, sie verabschiedet mich ebenfalls. Aber nicht mit einem einfachen „Goodbye“ oder Ähnlichem. Nein, sie verabschiedet mich mit „Bye babe, stay safe!“ Ich sehe diese Frau zum ersten Mal in meinem Leben, vermutlich auch zum letzten Mal. Aber sie gibt mir heute „Bye babe, stay safe!“ mit auf den Weg. Ungewöhnlich, aber ich verlasse das Geschäft gut gelaunt. Könnte ein guter Tag werden…
To be continued…
Autor: Alex
Literaturtipp
Reise Know-How Reiseführer USA Südwesten mit ganz Kalifornien*
Dieser Reiseführer umfasst neben ganz Kalifornien den südlichen Teil Nevadas, den Süden Utahs und Colorados, den Westen New Mexicos und ganz Arizona. Dort befinden sich die meisten Nationalparks und die attraktivsten Großstädte des Westens. Das Buch gibt umfassende Informationen über Routen, Wanderwege, das Streckennetz sowie Übernachtungs- und Campinghinweise. Dieser Reiseführer haben wir derzeit selbst im Gepäck!
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